Private Krankenversicherung Österreich: Alle wichtigen Statistiken auf einen Blick
Zuletzt aktualisiert: 12.05.2025
Autor: Sebastian Arthofer, MSc
In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die Entwicklung und aktuellen Statistiken der privaten Krankenversicherung bzw. Zusatzversicherung in Österreich, basierend auf den jüngsten Daten von 2024 und deren Vergleich mit dem Vorjahr.
Diese Daten gelten auch für die Wahlarztversicherung sowie die Sonderklasseversicherung, welche Bausteine der privaten Krankenversicherung sind.
Auch die Grenzgängerversicherung bzw. Grenzgänger Krankenversicherung ist ein Teil der privaten Krankenversicherung in Österreich.
Letztlich bleibt noch die Zahnversicherung, Hundeversicherung bzw. die private Krankenversicherung für die Schwangerschaft als Spezialthemen.
Im Jahr 2024 stiegen die Prämieneinnahmen außerordentlich um 10,7 Prozent auf 3,12 Milliarden Euro. Zudem wurden Leistungen in Höhe von 2,66 Milliarden Euro verbucht, was einem Anstieg von 11,4 Prozent entspricht.
Die Steigerung der Prämien und Leistungen ist auf die hohe Inflationsanpassung seitens der privaten Krankenversicherung im Jahr 2024 zurückzuführen.
Wie viele Netto-Neukunden in der privaten Krankenversicherung gibt es pro Jahr?
Die Anzahl der Netto-Neukunden zeigt eine bemerkenswerte Steigerung von 14.842 (+0,43% zum Vorjahr) im Jahr 2022 auf 60.278 im Jahr 2023 und weiter auf 69.326 (+1,98%) im Jahr 2024.
Diese Entwicklung wird unserer Meinung nach maßgeblich durch die anhaltend hohe Nachfrage nach Wahlarztversicherungen getrieben.
In einer Zeit, in der viele Patienten Schwierigkeiten haben, zeitnah reguläre Arzttermine zu erhalten, stellen Wahlarztversicherungen eine zunehmend attraktive Alternative dar.
Sie ermöglichen einen schnelleren Zugang zu medizinischen Leistungen und spezialisierten Fachärzten, was die Attraktivität dieser Versicherungsform weiterhin deutlich erhöht.
Dies zeigt sich klar in der kontinuierlich wachsenden Zahl an Neukunden, die sich für diese Versicherungslösung entscheiden, um ihre Gesundheitsversorgung gezielt zu verbessern.
Wie viele privat Versicherte Personen gibt es in Österreich?
In Österreich gibt es im Jahr 2024 insgesamt 3.570.020 privat Versicherte (Privatpatient:innen). Das bedeutet eine weitere Steigerung von +2,0 % im Vergleich zum Vorjahr.
Die Anzahl der Versicherten in der privaten Krankenversicherung in Österreich hat sich in den Jahren von 2019 bis 2024 stetig erhöht. Im Detail sieht die Entwicklung wie folgt aus:
2019: 3.352.977 Versicherte
2020: 3.383.419 Versicherte
2021: 3.425.574 Versicherte
2022: 3.440.416 Versicherte
2023: 3.500.694 Versicherte
2024: 3.570.020 Versicherte
2024: Weiterhin Höchststand bei Privatversicherten
Die Wachstumsrate der Versichertenanzahl variierte in diesen Jahren, mit einer Steigerung von 1,9% im Jahr 2019, 0,9% im Jahr 2020, 1,2% im Jahr 2021 und einer verminderten Steigerung von 0,4% im Jahr 2022, steigt die Wachstumsrate für 2023 auf 1,8%.
Im Jahr 2024 verzeichnete die private Krankenversicherung in Österreich mit 3.570.020 Versicherten einen neuen historischen Höchststand. Das entspricht einem Zuwachs von 69.326 Personen gegenüber dem Vorjahr – der größte absolute Anstieg innerhalb eines Jahres seit Beginn der Erhebung im Jahr 2019. Die jährliche Wachstumsrate stieg dadurch auf 2,0 %.
Diese Entwicklung zeigt, dass sich die Nachfrage nach privaten Versicherungslösungen nicht nur stabilisiert, sondern weiter beschleunigt hat.
2024 könnte sich damit als Trendwende von moderatem zu dynamischem Wachstum etablieren – ein Signal an Versicherer, ihr Angebot zielgruppenorientiert weiterzuentwickeln.
Wachstumsrate erneut gestiegen: Anzahl der Versicherten erhöht sich 2024 um 2,0 % – das entspricht rund 69.000 neuen Privatversicherten
Nach einem bereits starken Anstieg um 1,8 % im Jahr 2023, hat sich die Wachstumsrate der privat Versicherten in Österreich im Jahr 2024 nochmals auf 2,0 % erhöht, was rund 69.000 zusätzlichen Versicherten entspricht. Damit wurde nicht nur der bisherige Höchststand überschritten, sondern auch der größte absolute Zuwachs innerhalb eines Jahres seit 2019 erreicht.
Diese Entwicklung zeigt, dass der Trend zur privaten Vorsorge weiterhin an Dynamik gewinnt – insbesondere, weil viele Patient:innen nach wie vor lange Wartezeiten auf Facharzttermine erleben und deshalb verstärkt auf Wahlarztversicherungen und Sonderklasse-Tarife ausweichen.
Ein zusätzliches Indiz dafür: Die Zahl der Schaden- und Leistungsfälle stieg 2024 um satte 22,2 %, was auf eine deutlich intensivere Nutzung privatversicherter Leistungen hinweist.
In der Analyse dieser Entwicklung ist es entscheidend, sowohl makroökonomische Faktoren (z. B. Inflation, Gesundheitsausgaben) als auch sektorspezifische Impulse (z. B. Digitalisierung im Gesundheitsbereich) zu berücksichtigen. Für Versicherungsanbieter ist das Verständnis solcher Trends essenziell, um ihre Produktlandschaft laufend an die Erwartungen und Bedürfnisse der Versicherten anzupassen.
Wie verteilen sich die Marktanteile der privaten Krankenversicherung in Österreich?
Die Marktanteile der privaten Krankenversicherung in Österreich zeigen im Jahr 2023 eine leichte Veränderung im Vergleich zu 2024.
Anbieter | Marktanteil 2023 (%) | Marktanteil 2024 (%) | Veränderung (%) |
---|---|---|---|
UNIQA Österreich Versicherungen AG | 43,9 | 43,5 | -0,4 |
Merkur Versicherung AG | 18,7 | 18,9 | +0,2 |
WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG | 17,5 | 17,4 | -0,1 |
Generali Versicherung AG | 13,2 | 13,2 | 0,0 |
Allianz Elementar Versicherungs-AG | 4,8 | 5,0 | 0,2 |
DONAU Versicherung AG Vienna | 0,9 | 1,0 | 0,1 |
MuKi Versicherungsverein a.G. | 0,6 | 0,5 | -0,1 |
ERGO Versicherung AG | 0,2 | 0,3 | 0,1 |
Wüstenrot Versicherungs-AG | 0,2 | 0,2 | 0,0 |
Grawe | nicht am Markt | 0,1 | 0,1 |
UNIQA Österreich Versicherungen AG bleibt weiterhin der Marktführer mit einem Marktanteil von 43,5 %, was einen moderaten Rückgang gegenüber den 43,9 % im Jahr 2023 bedeutet. Auf dem zweiten Platz folgt die Merkur Versicherung AG, die ihren Marktanteil von 18,7 % im Jahr 2023 auf 18,9 % im Jahr 2024 leicht steigern konnte.
Die WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group verzeichnete einen minimalen Rückgang ihres Marktanteils von 17,5 % im Jahr 2023 auf 17,4 % im Jahr 2024.
Generali Versicherung AG hielt den vierten Platz und konnte ihren Marktanteil stabil bei 13,2 % halten.
Allianz Elementar Versicherungs-AG konnte ihren Marktanteil weiter steigern – von 4,8 % im Jahr 2023 auf 5,0 % – und bleibt damit an fünfter Stelle.
Die DONAU Versicherung AG Vienna Insurance Group verbuchte ein leichtes Plus von 0,9 % auf 1,0 % Marktanteil.
MuKi Versicherungsverein a.G. verzeichnete einen Rückgang von 0,6 % auf 0,5 %, während die ERGO Versicherung AG von 0,2 % auf 0,3 % zulegen konnte.
Wüstenrot Versicherungs-AG bleibt unverändert bei 0,2 % Marktanteil.
Diese Veränderungen in den Marktanteilen spiegeln die Dynamik und den Wettbewerb innerhalb der privaten Krankenversicherungsbranche in Österreich wider und unterstreichen die anhaltende Dominanz der führenden Versicherungsunternehmen.
Welche Leistungen zahlt die private Krankenversicherung?
Im Jahr 2024 beliefen sich die Gesamtauszahlungen der privaten Krankenversicherung in Österreich auf 2.006,5 Millionen Euro. Das entspricht einem Anstieg von 12,7 % gegenüber dem Vorjahr (2023: 1.780,1 Mio. €) – eine der höchsten jährlichen Wachstumsraten der letzten Jahre.
Die größten Ausgaben sind die Übernahme der Krankenhauskosten mit 1.154,88 Mio€ was rund 57,6% der Gesamtkosten ausmacht.
Die Leistungen der privaten Krankenversicherung pro Jahr und Kategorie im Verlauf:
Leistungsarten und Kosten (in Mio €)
Leistungsart | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
---|---|---|---|---|---|---|
Arztleistungen | 169 | 179 | 195 | 220 | 248 | 305 |
Medikamente | 41 | 43 | 45 | 53 | 80 | 96 |
Besondere Untersuchungen, Behandlungen und Heilbehelfe | 163 | 157 | 177 | 200 | 225 | 143 |
Zahnbehandlung | 40 | 39 | 40 | 43 | 47 | 53 |
Kurleistung | 37 | 29 | 31 | 40 | 41 | 41 |
Sterbegeld | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Krankengeld | 6 | 5 | 6 | 6 | 7 | 6 |
Spitalgeld | 90 | 81 | 80 | 83 | 89 | 88 |
Begleitperson | 1 | 1 | 1 | 1 | 2 | 0 |
Krankenhauskostenersatz | 918 | 876 | 857 | 930 | 1034 | 1155 |
Auslandsreiseversicherung | 11 | 11 | 6 | 9 | 13 | 11 |
Summe | 1477 | 1420 | 1437 | 1585 | 1780 | 2007 |
Wie steigen die Arztleistung in der privaten Krankenversicherung?
Dieser Betrag verteilt sich auf eine Vielzahl spezifischer Leistungsarten, die den Versicherten zur Verfügung stehen. Arztleistungen stiegen zum Vorjahr signifikant um 23 % auf 304,56 Millionen Euro, was 15,2 % der Gesamtauszahlungen der privaten Krankenversicherung im Jahr 2024 ausmacht.
Medikamentenkosten, die 4,8 % der Gesamtausgaben darstellen, stiegen ebenfalls deutlich um 19,4 % auf 95,68 Millionen Euro.
Besondere bei der Heilbehelfe machten 7,1 % der Gesamtauszahlungen aus, stigen jedoch auf 142,81 Millionen Euro, was einem Anstieg von 11,7 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Zahnbehandlungskosten, die etwa 2,6 % der Gesamtauszahlungen ausmachen, stiegen um 11,9 % auf 52,98 Millionen Euro. Auch Kurleistungen blieben mit 41,09 Millionen Euro (+2%) nahezu stabil.
Die Auslandsreiseversicherung machte 2024 rund 0,6 % der Gesamtausgaben aus und lag mit 11,16 Millionen Euro etwas unter dem Vorjahreswert (−10,7 %).
Insgesamt zeigt sich, dass der größte Ausgabenblock mit 1.154,88 Millionen Euro erneut auf den Krankenhauskostenersatz entfällt, der damit 57,6 % aller Leistungen abdeckt.
Diese Entwicklung unterstreicht den Trend: Ein großer Teil der Versicherten nutzt die private Krankenversicherung für Wahlleistungen und ambulante Behandlungen – insbesondere bei Wahlarztversicherungen.
Der starke Anstieg im Bereich der Arztleistungen (+23 %) und Medikamente (+19,4 %) zeigt, dass ambulante Leistungsbereiche 2024 ein neues Ausmaß erreicht haben. Dieser Trend ist auf die anhaltend hohe Nachfrage nach Wahlarztversorgung, lange Wartezeiten im Kassensystem und eine verstärkte Nutzung individueller Therapien zurückzuführen.
Welche Kategorie der Auszahlung sind die größten? (2024)
Wie viel % der der Österreicher sind privat versichert? Und in welchem Bundesland ist der höchste Anteil?
In Österreich sind 38,94% der Gesamtbevölkerung in 2024 privat krankenversichert, wobei signifikante regionale Unterschiede zu beobachten sind.
Privatversicherte in % der Bevölkerung (2024) pro Bundesland
Kärnten liegt im Jahr 2024 mit einer beeindruckenden Versicherungsquote von 51,36 % an der Spitze aller Bundesländer, gefolgt von Salzburg mit 48,53 % und Wien mit 45,61 % privat versicherter Personen.
Auch die Steiermark (43,08 %) und Tirol (40,24 %) liegen klar über dem österreichweiten Durchschnitt.
Im Schnitt verfügen in Österreich 38,94 % der Bevölkerung über eine private Krankenversicherung, was vor allem auf die starke Verbreitung von Zusatzversicherungen (z. B. Wahlarzt, Sonderklasse) zurückzuführen ist.
Am unteren Ende der Skala liegen Niederösterreich (28,01 %), Burgenland (32,34 %) und Vorarlberg (31,93 %), wo weniger als ein Drittel der Bevölkerung privat versichert ist.
Besonders auffällig: Salzburg liegt bei den Krankenhauskosten-Versicherten mit 37,43 % erneut an erster Stelle.
Wien hingegen weist trotz hoher Gesamtversicherungsquote in dieser Kategorie nur 21,67 % auf – den zweitniedrigsten Wert unter allen Bundesländern.
Diese regionalen Unterschiede lassen sich auf viele Faktoren zurückführen – etwa das regionale Einkommensniveau, die Erreichbarkeit und Qualität öffentlicher Gesundheitsdienste, sowie lokale Präferenzen in Bezug auf Vorsorge und Behandlung.
Gerade in urbanen Regionen wie Wien dürften breitere Produktangebote (z. B. ambulante oder reine Wahlarztpakete) eine Rolle bei der Differenzierung spielen.
Diese Unterschiede unterstreichen, wie wichtig es ist, Versicherungsangebote stärker an den jeweiligen Lebensrealitäten und Gesundheitsbedürfnissen der Bevölkerung auszurichten.
Quelle: VVO Publikationen
Sebastian Arthofer, Akad. FDL ist Experte auf dem Gebiet der privaten Krankenversicherungen für Österreich. Er engagiert sich dafür, Klarheit im Versicherungsbereich zu schaffen, damit die Kunden vollumfängliche die beste Information zur privaten Krankenversicherung erhalten. Weitere Infos zu Benjamin finden Sie auf unserer Autorenseite.